Weltweite Marktakzeptanz
Heidi Weber erteilt Unterlizenzen
Cassina S.p.A. ein Familienbetrieb in Meda nahe Mailand, war einer der vielen Bewerber für den Lizenzvertrag. Geleitet von Franco Cassina, hatte sich das Unternehmen jahrelang auf den begrenzten Sektor von Vertragsmobiliar konzentriert. Sie waren spezialisiert auf Holzeinrichtungen von Ozeandampfern und Hotels. Um aus diesem geschlossenen Markt auszubrechen, brauchten sie dringend ein neues populäres Image und Marketing. Heidi Weber konnte die Geschäftsleitung Cassina überzeugen, dass Le Corbusiers Sitzmöbel ein guter strategischer Schachzug zur Erschliessung neuer Märkte wäre. Nach vielen Verhandlungen unterschrieb Heidi Weber mit der Firma Cassina am 23. Oktober 1964 den ersten Unterlizenz-Vertrag für Italien; diese Unterlizenz wurde im Juli 1965 auf Europa ausgedehnt, und zwölf Monate später wurde der Vertrag nochmals von Heidi Weber erweitert und umfasste jetzt auch die Vereinigten Staaten.
Le Corbusier, der nicht erwartet hatte über solche Dinge konsultiert zu werden und offensichtlich nicht daran interessiert war Vertreter des neuen Lizenzunternehmens kennen zu lernen, hatte die Auswahl des Unterlizenznehmers komplett Heidi Weber überlassen. Was ihn betraf, arbeitete das Unternehmen für Heidi Weber. Mit ihrer typischen Gewissenhaftigkeit machte sie es zu ihrer Aufgabe, strenge Qualitätskontrollen durchzuführen, und sie bot gleichzeitig Cassina kontinuierlich ihre Erfahrungen und Unterstützung an. Es ist zu bedauern, dass Heidi Weber nach dem ihr ursprünglicher Vertrag mit Le Corbusier 1978 abgelaufen war, keinen Einfluss mehr auf die Produktion haben konnte. Leider wurde der grosse Beitrag von Heidi Weber, von Le Corbusiers Nachlassverwaltung, der Fondation Le Corbusier in Paris nicht gebührend geschätzt und in der Folge mit ihr die originalen Lizenzverträge mit Le Corbusier nicht verlängert. Die Fondation Le Corbusier wandelte 1978 die Unterlizenzverträge von Heidi Weber mit Cassina S.p.A. in direkte Lizenzverträge ab.
Ein wichtiger Hinweis ist, dass Heidi Weber sich immer an die von Le Corbusier im Vertrag festgehaltenen Bedingungen, ausschliesslich nur die 4 Modelle zu produzieren, strickt gehalten hatte. Während ihrer 15-jährigen Vertragsdauer hätte sie nie andere Modelle hergestellt, schon gar nicht von Skizzen, welche angeblich nach seinem Tod von der Fondation Le Corbusier in Paris gefunden wurden.
Heidi Webers Errungenschaften sind vielfältig. Ein wichtiger Schritt war Le Corbusier davon zu überzeugen, dass seine Möbel nicht altmodisch waren sondern zu den modernsten des 20sten-Jahrhunderts gehörten.
Ihre wichtigsten Beiträge zu seinen Möbelmodellen waren jedoch die Qualitätsproduktion und die Ergänzungen zur Serien-Produktionsreife. Dies trug entscheidend zum allgemeinen Erscheinungsbild, der Vervollständigung und Präsentation dieser Modellreihe und damit einer kompletten Kollektion bei. Dies waren die Hauptgründe dafür, dass die vier ursprünglich in 1929 von Le Corbusier konzipierten Möbel zu dem grossen, weltweiten Geschäftserfolg bis in die heutige Zeit wurden.